Ein Kanal im Kanal

Abwasserentsorgung Schönebeck GmbH investiert in der Welsleber Straße rund 650.000 Euro und saniert 450 Meter Kanal im Inliner-Verfahren

Keine monatelangen Straßensperrungen, kein aufgerissener Asphalt: Rund 450 Meter des Kanals in der Welsleber Straße sind jetzt mit einem sogenannten Inliner saniert worden.

„Wir haben es hier mit einem gemauerten Kanal zu tun, der nach rund 100 Jahren inzwischen altersschwach geworden ist und saniert werden muss“, informiert Christian Brauer, Mitarbeiter der Veolia Wasser Deutschland GmbH in Schönebeck (Elbe). Das klingt zunächst nach einer alltäglichen Baumaßnahme. Doch dieser Kanal gehört zu den größten in der Stadt und besitzt allein schon wegen seiner Größe Seltenheitswert: Man kann gebückt durchlaufen. Stellenweise ist der eiförmige Kanal fast 1,20 Meter hoch.

Nun hat er auf Höhe Wilhelm-Hellge-Straße ein komplett neues Innenleben bekommen. „Das Inliner-Verfahren“, weiß Christian Brauer, „bietet sich nicht überall an.“ Entscheidend sei zum Beispiel der Zustand des alten Kanals. Den hat man mit Hilfe einer Spezialkamera feststellen können, die aussagekräftige Bilder aus dem Untergrund geliefert hat. Wäre der Kanal zum Beispiel zu stark beschädigt und einsturzgefährdet, müsste er komplett erneuert werden. Dann würde ein Inliner nichts nützen.

Die Spezialfirma Aarsleff Rohrsanierung GmbH kümmerte sich um das neue Innenleben. Ein schlauchförmiger Kanal wurde erst „aufgestellt“, wie die Experten sagen, dann in Form gebracht und zügig eingezogen. Dafür braucht es lediglich eine Start- und eine Zielgrube. Über diesen Weg wird das anfangs flexible Material eingefädelt, mit Luftdruck aufgeblasen und an Ort und Stelle – also im bestehenden Kanal – ausgehärtet. Dafür nutzen die Experten UV-Licht. Eine Lichtquelle mit 14000 Watt Leistung fährt in Zeitlupe durch den neuen Kanal, der sich wie eine zweite Haut an die maroden Innenwände des Altbestandes anschmiegt und einen eigenständigen Kanal bildet.

Pro Minute werden circa 35 Zentimeter des Schlauchkanals auf diese Weise ausgehärtet. Das Material, ein mit Polyesterharz imprägnierter glasfaserverstärkter Kunststoff, reagiert sofort auf dieses extreme starke UV-Licht. Selbst intensive Sonneneinstrahlung könnte allerdings dazu führen, dass der Schlauch schon unter freiem Himmel fest wird – und dann wäre er nicht mehr zu gebrauchen. Das Aarsleff-Team um Erik Ulbricht musste also schnell und präzise arbeiten.

Christian Brauer weiß: „Das Verfahren hat viele Vorzüge. Vor allem geht es wesentlich schneller als eine herkömmliche Kanal-Erneuerung in offener Bauweise.“ Die Welsleber Straße zum Beispiel wäre ohne Inliner mindestens bis Mitte kommenden Jahres im Kreuzungsbereich Wilhelm-Hellge-Straße für den Straßenverkehr gesperrt gewesen.

Doch der Zeitvorteil allein genügt nicht, um das technisch recht aufwendige Inliner-Verfahren zu präferieren. „Wenn wir auf einer Baustelle zum Beispiel mit anderen Netzbetreibern zusammenarbeiten und die Straße ohnehin neu asphaltiert werden muss, ist die Erneuerung der Kanalisation in klassischer Bauweise die bessere Wahl“, erläutert Christian Brauer.

Bis Mitte Juni werden vorerst die letzten Arbeiten in diesem Kanalabschnitt erledigt. Ein Projekt, in das die Abwasserentsorgung Schönebeck GmbH – die Kooperationsgesellschaft der Stadt Schönebeck (Elbe) und der Veolia Wasser Deutschland GmbH – rund 650.000 Euro investiert.